Liebe Leute, ich hab mal wieder ne möglicherweise echte Anfängerfrage an Euch. Immer wieder mal hört man, dass Jungraupen, auch wenn sie in einem geeigneten (kleinen) Zuchtgefäß gehalten werden, nach dem Schlupf gerne nur "spazieren gehen" und das Futter meiden. In diesem Falle wurde schon des öftern empfohlen, die Raupen (das Gefäß) dunkel zu stellen. Ich selbst habe dies auch bereits ein paar mal gemacht - ob der "Erfolg" Zufall war, weil ich den Raupen eben entsprechend mehr Zeit gab, oder ob es das fehlende Licht war, das die Raupen zum Futter trieb, kann ich leider überhaupt nicht sagen.
Hier also meine Fragen: 1) Ist das "dunkel stellen" Seemannsgarn oder hilft es wirklich? (Wenn ja, wie lange sollte die "Dunkelphase" denn sein?) 2) Welche Jungraupen fressen generell in der ersten Zeit bevorzugt nachts? (kann man das grob in Gattungen einteilen?) 3) Wieviel Licht benötigen welche Raupen um sich entwickeln zu können? (Mir ist bekannt, dass einige zumindest bis L3/L4 sich tagsüber verstecken und nur nachts fressen, später dann dauernd. Gibts ne Regel, die nicht artspezifisch ist?) 4) Wer hat Erfahrungen mit reinen "Dunkelzuchten" oder "Dauer-hell-Zuchten" gemacht, also wenn Licht völlig fehlt oder permanent verfügbar ist? (z.B. Inachis io vom Ei bis zur Puppe "ohne Licht" bzw. mit Dauerlicht?) 5) Gibt es Beispiele, die aufzeigen, dass auch die UV Strahlung notwenig ist? (Dann wäre eine Haltung im Haus sicher nicht vergleichbar mit einer Haltung im Freien?)
Ja, die Fragen sind sehr allgemein formuliert - vermutlich müsste man sie alle artspezifisch stellen, aber ich hoffe, der Kernpunkt der Fragen ist dennoch erkennbar.
Erfahrungen, Erkenntnisse und Input jeglicher Art sind sehr erwünscht und ich freu mich auf Eure Antworten! Viele Grüße Steffen
Hi, also diesbezüglich ist es vielleicht von Vorteil von meinen Caligo Raupen zu erzählen ( die Chrisi immer und ihre Caligos..jajajaja) soweit ich mich recht erinnere, fressen die Raupen von L1-L4 auch tagsüber, die standen ganz normal im Zimmer am schattigen Fenster. Hingegen die L5 Raupen fressen wirklich nur Nachts und das Licht darf auch nich an sein, sonst rühren die sich keinen Zentimeter.
Soviel dazu - mehr Erfahrungen habe ich mit Dunkelzuchten leider auch nicht.
das "dunkel stellen" bis die Raupen fressen hat einen Grund. Die Raupen mancher Falter, vor allem Spinner, werden durch das Licht an die Zweigspitzen "gezogen", sprich zu den frischen Blättchen. Beispiel: Lymantria dispar. Wenn du die Raupen, frisch geschlüpft, in einem Behälter aufbewarst, dann sammeln sie sich alle in der Ecke, in der das meiste Licht ist. Dort spinnen sie sich alle so fest zusammen, daß sie eher zu Grunde gehen, als ans Futter. Das hat einen Sinn. In der Natur sind die Eier der oben genannten Art am Stamm oder an den Ästen des Futterbaumes gelegt. Damit die Raupen zum Futter finden und nicht ruherlos unherirren, hat es die Natur so eingerichtet, daß sie dem Licht zustreben, sprich an die Zweigspitzen. Bei den Tagfaltern kann man dies bei Argynnis paphia (Kaisermantel) beobachten. Das Weibchen legt die Eier an Rinde von alten Fichten ab, wo sie überwintern. Im Frühling schlüpfen die Raupen und streben dem Licht entgegen, sprich an den Waldrand, wo die Veilchen, die Futterpflanze, wachsen.
Du siehst, das hat nix mit Nachtaktivität zu tun. Nachtaktive Raupen würden dem Licht nicht entgegenlaufen, da sie ohnehin nur fressen, wenn es dunkel ist. Diese Raupen verstecken sich sogar wenn es hell ist und warten auf die Dunkelheit.
Im Großen und Ganzen macht es bei den meisten Raupen nichts aus, ob viel oder wenig Licht bei der Zucht vorhanden ist. Manche werden allerdings durch die Tageslänge zum Überwintern der Puppe getrieben. Bei Schwalbenschwänzen sollte die Raupe vollsonnig gezüchtet werden, wie auch in der Natur, aber sehr hell reicht auch hier, um die Raupe zum Falter zu bringen.
Bei Daphnis nerii, dem Oleanderschwärmer, ist die Tageslänge wichtig um den Falter zur Eiablage zu bewegen. Bei Kurztag, während der Raupenzeit, legen die Weibchen gleich nach der Kopula Eier, bei Langtag erst nach ein bis zwei Wochen, da sich die Eier erst im Körper entwickeln müssen, was bei Kurztag bereits in der Puppe geschieht.
Man merkt das Thema Licht ist sehr komplex, bei Zuchten.
Ich hoffe ich konnte dir ein bisschen helfen, Grüße, Heiko