Bei Eriogaster lanestris besteht das Problem daß nach schneearmen Wintern in der Natur einige Falter zu früh schlüpfen. Die Birke aber auch nach einem milden und schneearmen Winter fast immer relativ spät austreibt. Die geschlüpften Räupchen finden also kein Futter und verhungern. Früher war E. lanestris bei uns viel häufiger da auch die Winter schneereicher waren, besonders in den 50er/60er-Jahren waren an sehr vielen Birkenbeständen Gespinste zu beobachten. Nur an Stellen wo der Schnee länger liegen bleibt und an Böschungen die nie oder nur selten gemäht werden können die Puppen länger überwintern.An nicht gemähten Stellen bildet sich im laufe der Jahre eine dichte Schicht abgestorbenes Gras das offenbar die gleiche isolierende Wirkungwie Schnee hat. Genau an diesen Stellen findet man dann auf den Birken die Raupensäcke. Das aktuelle Zuchtmaterial von mir wurde an solchen Stellen neben einer Straße gefunden. Zu klären wäre aber auch die Beobachtung daß einige Kokons im Beutel überwintern. Meine Kollege Herbert Seelaus fand im Winter 2013/14 in den Gespinsten auf den Birken solche Puppen.
Ich habe mich mit Steffen, erst vor Kurzem am Telefon drüber unterhalten. Bei mir in der Nähe, am Straubinger Stadtrand, stehen 5 Lindenbäume, schon recht alt und groß. Die stehen in Anständen von ca. 100m auseinander. An diesen Bäumen lebt eine Population von Eriogaster lanestris. Die kenne ich seit ich ein Kind war, und auch heute ist sie noch stabil. Das Interessante daran ist, die Population hat einen Rhytmus. Eine regelmäßige Schwankung der Häufigkeit. Manchmal werden die Bäume kahlgefressen, da bleibt kein Blatt übrig, bei keinem der fünf Bäume. Die Nester sind dann so groß wie Köpfe. Das folgende Jahr wirds dann weniger, bis irgendwann nur noch wenige Nester und dann keine mehr zu beobachten sind. Dann ist 2-3 Jahre wieder Ruhe und plötzlich sind sie wieder da. Von einem Jahr aufs andere, wie aus heiterem Himmel. Im ersten Jahr 1-2 Nester pro Baum und im folge Jahr wieder alles kahl.
Hier ein paar Bilder, aus dem Jahr 2013, im Juni. Kurz darauf , ca. eine Woche später waren alle fünf Bäume kahl. Letztes Jahr, als 2014 waren nicht mehr so viele Nester drin. Man sieht im Winter die alten Nester, und diesen Winter 2014/15, waren es etwa 3 pro Baum, ist also kaum aufgefallen und ob dieses Jahr noch welche da sind, wird man sehen. Aber diese Schwankung ist eben sehr regelmäßig. Die Raupen von dem Massenjahr 2013 waren weit über 60% parasitiert. Ich hatte mir von verschiedenen Nestern Raupen geholt, als sie groß waren.
Wohin sie sich verteilen und warum sie genau da wieder hinkommen weiß ich nicht. 2014 konnte ich ein Nest, in einer Schlehe entdecken, ca. 5 km weiter südöstlich an einem Feldweg, der gesäumt ist von Bäumen und Hecken.
Aber ich merke an Berichten und Reaktionen aus den verschiedenen Foren, daß lanestris offenbar im Allgemeinen eher seltener wird.
Früher, als ich zwischen 13 und 18 Jahre alt war, als ich begann Interesse zu entwickeln, für das Sammeln, fiel mir noch eine ähnliche Situation auf. An der selben Straße, ca. 2 km südlich, standen früher 3 Apfelbäume. Da gabs immer Ringelspinner. Auch in einem ähnlichen Rhytmus. Nur einmal waren dort statt Ringelspinner, Goldafter Kahlfraß. Aber das ging auch über die Jahre hinweg, bis die Bäume Anfang der 1990ger abgeholzt wurden.
LG Heiko
Leben ist etwas Seltenes, die meisten Menschen existieren nur. (Oscar Wilde)
offensichtlich lebt Eriogaster lanestris in Nordtirol hauptsächlich auf Birke. In der Literatur wird auch gelegentlich Linde und Grauerle erwähnt. Selber konnte ich sie nur auf Birke finden.