Beim Mitgliedstreffen des Entomologenportals, am 29.09.2018, bekam ich von der Familie Dirr ein paar frisch gelegte Eier von Thetidia plusiaria. Da die originale Futterpflanze aus Spanien für mich nicht erreichbar war, gab ich als Ersatzfutter Beifuß, so wie mir von Christian Dirr vorgeschlagen wurde. Die Eier waren von einer Nachzucht, der Ursprung ist Spanien, Prov. Huesca, Candasnos. Ich verzichte hier auf genaue Zeitangaben, da es sich um eine Indoorzucht handelt und somit die Zuchtdauer sowieso verfälscht ist.
Die L1 Räupchen schlüpften nach 2 wöchiger Eiruhe. Sie begannen auch sofort zu fressen, was den Beifuß als Ersatzfutter tauglich machte. Sehr interessant ist schon hier, daß sich die Raupen mit Futterteilen tarnen. Diese werden an den Körper gesponnen. Die kleinen L1 Raupen nehmen dafür die Härchen der Blattunterseite. Sie sehen aus wie kleine Wollläuse. Sie sitzen während der Ruhe an der Blattbasis. Gefressen wird sehr sparsam, was auch das Wachstum langsam macht.
Knapp eine Woche später waren die Räupchen in L2. Es ist schwer zu beobachten, wann sie sich häuten. Anhand der Größe, kann man das dann aber feststellen. Allerdings ist das dann nicht immer der genaue Tag, sondern vielleicht ein, zwei Tage später, nachdem wieder gefressen wird. Ab jetzt werden schon Blattstücke zur Tarnung benutzt. Das Vehalten ist genau wie bei L1. Ruheplatz an der Blattbasis, wenig Nahrungsaufnahme und langsames Wachstum.
Ca. 8 Tage später waren die Raupen in L3. Nun sind sie schon so groß, daß man beim Reinigen keine Lupe mehr braucht um sie zu finden. Allein durch die Tarnung ist es aber immer noch schwierig sie auf Anhieb zu finden. Der Trick ist, das Futter leicht anzublasen, dann beginnen die, in Ruhe gekrümmten, Raupen zu "Pendeln" als wenn kleine Blättchen im Wind wackeln. So kann man recht schön sehen, wo die Raupen sitzen. Auch bei der Fortbewegung ist dieses "Pendeln" zu beobachten. Nach wie vor wird nur wenig Futter gefressen und auch das Wachstum dauert ein bisschen.
Raupe in Ruheposition
Gut 10 Tage später haben sich die Raupen zu L4 gehäutet. Jetzt ab dieser Haut, wurde die Tarnung perfektioniert. Man kann praktisch nichts mehr von der Raupe sehen, so umfangreich sind die Blattteile an den Körper gesponnen. Gekrümmt in Ruheposition verschmeltzen sie so vollkommen mit der Umgebung. Die Bewegungen sind ruckartig und pendelnd. Auch in dieser Haut wird nur wenig gefressen und auch hier ist das Wachstum sehr langsam.
Raupe in Ruhestellung, bestens getarnt.
Nach weitern 10 Tagen ist nun die letzte Haut erreicht. Die angesponnenen Blätter werden nun auch mit Kot ergänzt. Das Verhalten ist immer noch so, wie schon seit der ersten Haut. Jetzt wird gut und ordentlich gefressen und die Tiere legen noch mal gut an Größe zu.
Nur eine Woche später war der erste Kokon zu "sehen". Auch der ist so hervorragend getarnt, daß man ihn kaum ausmachen kann. Die ganzen Blattstücke der Raupe und neue, frische Stücke, sind darin verarbeitet. Der Kokon wird zwischen den Blättern angefertigt und ist nicht richtig dicht gesponnen. Mann kann die Präpuppe und Puppe, bei genauer Betrachtung, sehen. Nach 2 Tagen Präpuppenruhe war die Puppe zu erkennen.
Nach knapp 2 wöchiger Puppenruhe, am 01.12.2018, schlüpfte dann der Falter. Ein schönes Männchen. Ebenso wie die Raupen ist auch er bestens getarnt. Durch die grüne Zeichnung mit den weißen Strichen, ist er in der Bodenvegetation bestimmt nicht zu sehen.
Allgemeines zur Zucht:
Ich hab die Zucht von Anfang bis Ende in einer kleinen Kunstoffdose durchgeführt. Da sich die Raupen kaum bewegen, brauchen sie auch nicht viel Platz. Tägliches Reinigen und Futter erneuern ist bei so kleinen Behältern von Nöten. Da durch die späte Zucht das Futter am Ende schon schwierig zu beschaffen war, ist es dann schon problematisch geworden. Ich konnte dann aber noch ein paar gute Beifußpflanzen auf einem Parkplatz mitten in der Stadt finden. So mußte ich zwar immer wieder ein Stück fahren, konnte die Zucht aber locker zu Ende führen. Die Raupen haben ein sehr interessantes Verhalten. Das Anspinnen von Pflanzenteilen sorgt für eine überaus gute Tarnung. Weiterhin bewegen sich die Raupen kaum und wenn dann nur pendelnd und wackelnd. Man sieht sie bereits aus kurzer Distanz nicht mehr. Die pendelnden Bewegungen lassen die Raupen mit der Pflanze verschmelzen, vor allem wenn der Wind geht. Die Zuchttemperatur war Tag und Nacht bei ca. 22 Grad. Von den anfangs 4 geschlüpften Räupchen brachte ich leider nur eine zum Falter.
Ein großes Dankeschön an die Dirrs, von denen ich das Material bekam.
NG Heiko
Leben ist etwas Seltenes, die meisten Menschen existieren nur. (Oscar Wilde)