Am 05.07.2014 fing ich ein Weibchen von W. binaria am Licht. Dieses sperrte ich, mit einem kleinen Eichenblatt, in eine Kunststoffbox.
Noch in der selben Nacht wurden Eier gelegt. Die Eier sind, frisch gelegt, weiß und ändern ihre Farbe, nach einem Tag, in rot. Unbefruchtete Eier bleiben weiß. Die Eier wurden ausnahmslos an den Rand des Eichenblattes geheftet, ich fand kein einziges Ei an den Wänden des Behälters und nur Eines am Stiel des Blattes. Die Eiablage wurde in 2 Tagen abgeschlossen, danach starb das Weibchen. Der Falter muß nicht gefüttert werden, da diese Art verkümmerte Mundwerkzeuge hat.
Ab dem 10.07.2014 schlüpften die L1 Raupen. Sie sind winzig klein und nur als schwarzer Strich am Blatt zu erkennen. Die Tiere streben dem Licht zu und durch dunkel stellen des Behälters wurde ein Ansammeln der Raupen vermieden. Auch sei zu beachten, daß sich die Räupchen gerne mit Seidenfäden überspinnen, dem kann man entgegenwirken, wenn der Behälter nur mit wenigen Raupen besetzt wird. Die Räupchen begannen bald mit dem Fressen, dabei schaben sie kleine Löcher in die Blattoberseite. Die ausgereiften Blätter sind dick und hart, was aber den Raupen kein Hindernis ist. Nachdem die Raupen angefangen haben zu fressen, wurden sie wieder hell gestellt und hatten einen normalen Tag-, Nachtrhythmus. Die Raupen spinnen ein Ruhepolster auf der Blattoberseite.
Die erste Häutung, zu L2, fand ab dem 13.07.2014 statt. Die Räupchen sind nun deutlich größer und jetzt auch gut zu erkennen, was ein Suchen beim Futterwechsel erleichtert. Das Verhalten und die Farbe hat sich im Vergleich zu L1 nicht geändert. Wie schon in L1 wurden die Tiere in einem kleinen, gänzlich geschlossenem Kunststoffbehälter gehalten. Die Luftfeuchtigkeit wurde lediglich durch die Eichenblätter gehalten. Das Futter wechselte ich alle 2 Tage.
Ab dem 16.07.2014 begann die Häutung zu L3. Jetzt deutet sich der Sattelfleck am Rücken an und am Kopf sind nun auch 2 Spitzen zu erkennen. Ab dieser Haut wurden die Raupen aufgeteilt, damit nicht zu viele Tiere in einem Behälter sind, da sie immer noch den Sitzplatz mit Fäden überspinnen. Das Futter wird nun vom Rand her gefressen. Die Form der Raupe nimmt jetzt die typische Drepanidae-Form an. Der Oberkörper erhoben die Bauchfüße am Sitzpolster und der Hinterleib auch erhoben. Das Raupenende läuft spitz aus und hat keine Nachschieber.
Am 19.07.2014 häuteten sich die Raupen zu L4. Die Tiere sitzen einzeln auf dem Sitzpolster auf der Blattoberseite, wie schon in der Haut zuvor. Die Färbung und Form der Raupe ist nun typisch für diese Art.
Die Häutung zu L5 begann schließlich ab dem 22.07.2014. Farbe und Form, bzw. das Verhalten der Raupen blieb das Gleiche wie in L4. Die Raupen steigerten jetzt ihren Appetit, was aber in keinster Weise problematisch ist, da sie ohnehin nicht groß werden und somit auch keine großen Blattmengen fressen können.
Bereits am 26.07.2014 begannen die Tiere mit dem Kokonbau. Dies ist eine sehr interessante Angelegenheit. Es wird ein Blatt gewählt und zu einem U gesponnen. Dabei spinnen die Raupen zwei dicke Haltefäden. Im Laufe von mehreren Stunden wird dann ein Kokon in diesem U gefertigt, die Haltefäden werden in den Kokon mit eingearbeitet und das Blatt immer mehr zusammengezogen. Der Kokon ist netzartig aber trotzdem sehr stabil.
Schon am nächsten Tag, 27.07.2014, konnte ich durch die Seide erkennen, daß sich die ersten Raupen verpuppt haben. Eine sehr kurze Präpuppenzeit. Die Puppen sind ebenfalls recht aussergewöhnlich, sind sie doch rein weiß gefärbt. Die Entwicklung des Falters lässt sich, durch die extrem dünne Chitinhaut, sehr leicht erkennen und beobachten.
Nach einer sehr kurzen Puppenruhe von nur 7 Tagen, schlüpften am 03.08.2014 schon die ersten Falter. Noch bevor ich die Tiere in einen separaten Zuchtbehälter geben konnte, gingen sie in der kleinen Box, in der ich die Puppen lagerte, auch schon in Kopula. Die Eiablage begann dann schon wieder in der darauffolgenden Nacht.
Allgemeines:
Die Zucht dieser kleinen Art ist sehr einfach, aber trotzdem auch sehr interessant. Die Form der Raupen ist aussergewöhnlich. Allein schon daß die winzigen L1 Raupen mit diesen dicken Eichenblättern zurecht kommen ist schön zu beobachten. Die Tiere wurden während der gesamten Zucht in kleinen Kunststoffboxen gehalten. Je größer sie wurden desto mehr vereinzelte ich die Raupen. Zu keiner Zeit waren Verluste zu verzeichnen. Als Futter dienten stets ausgereifte Blätter, die ohne Probleme angenommen wurden. Die Herstellung des Kokons ist ebenfalls sehr interessant. Es werden nur geeignete Blätter gewählt, die dann zu einem U gesponnen werden. Allein die Vorbereitung mit den 2 dicken Fäden, mit denen die Blätter zusammengezogen werden, ist schon extra zu erwähnen. Die Zucht geht sehr schnell von statten und wiederum sehr interessant ist die extrem kurze Puppenruhe, die ich in dieser Kürze bei keiner Art kenne.
Fazit:
Es ist es wert, mal diese Art zu züchten und zu beobachten. Weil es aber keine große Satuniidae oder Sphingidae ist und weil dieser Falter zu unscheinbar und häufig ist, werden solche Arten, von den meisten Züchtern, einfach ignoriert. Trotzdem sind auch diese Tiere ein Wunder der Natur und gehören nun mal auch zu den Lepidoptera.
Grüße, Heiko
Leben ist etwas Seltenes, die meisten Menschen existieren nur. (Oscar Wilde)