Liebe Leute,
Einige von Euch wissen ja vielleicht, dass ich gerne fotografiere und dabei immer wieder neue Dinge erprobe. Heute möchte ich Euch eine Technik vorstellen, die zwar recht speziell ist, aber für Besitzer einer DSLR (bzw. einer Kamera mit Wechsel-Objektiven) recht nette Optionen ermöglicht.

Vorweg: Ich liebe Natur- und Makrofotografie :-)
Per Definition ist die Makrofotografie eine Fotografie bei einem Abbildungsmaßstab von ca. 1:1 - das bedeutet, dass ein 1 mm großes Objekt auch 1 mm groß auf dem Sensor der Kamera (oder dem Film, bei analogen Kameras) abgebildet wird. Genau das machen Makro-Objektive (Abbildungsmaßstab 1:1).

Nun mag es sein, dass 1:1 noch zu wenig ist, denn ein 1 mm großes Ei ist dann bei einem Sensor, der 24x16 mm² hat, noch immer recht klein. Also braucht's etwas anderes - Super Makro Fotografie, also Abbildungsmaßstäbe größer 1:1. Dazu kann man als Canon-Besitzer ein Lupen-Objektiv für günstige 1000 Euro kaufen, als Nikon-Mensch gibt's nicht mal das. Was tun? Vorsatzlinsen und Zwischenringe sind ne Möglichkeit, aber es geht auch noch anders - und zwar "falsch herum" :-)

Nehmt mal ein Weitwinkelobjektiv und haltet es "falsch herum" - ihr werdet sehen, es wirkt wie eine Lupe! Das kann man wie folgt nutzen: Man kauft einen sog. Retro-Adapter (das ist ein Metallring, der auf der einen Seite ein passendes Bajonett und auf der anderen Seite ein Filtergewinde besitzt). Den setzt man an die Kamera an als wäre es ein Objektiv. Nun kann man Objektive von praktisch jedem Hersteller (auch uralte oft sehr günstige Objektive vom Flohmarkt für 20-30 Euro zu haben) falsch herum an das Filtergewinde schrauben. Brennweite 50 mm gibt 1:1 (wie beim teuren Makro-Objektiv), Brennweite 18 mm gibt etwa 4:1. Ich hab viele Kombis ausprobiert und nehme gerne ein altes 28 mm f/2.8 mit 2 Zwischenringen (ebenfalls günstig zu haben, da es keine Automatikringe sein müssen). Mit 52 mm Zwischenringen und dem 30 Jahre alten Objektiv von Quelle erreiche ich ebenfalls 4:1. Damit kann man schon interessante Dinge fotografieren :-)
Hier zwei Beispiele, einmal eine winzige becherförmige Flechte, einmal eine Assel:





Wichtig ist, dass das Objektiv einen manuellen Blenden-Ring hat, denn bei dieser Art der Fotografie muss alles manuell gemacht werden, also Fokus, Belichtungszeit, ISO, Blitzstärke, Blende... nix mehr automatisch :-) Aber das geht recht schnell und man muss ja heute nicht mehr warten, bis die Negative entwickelt sind...

Sooo, ich hoffe, das waren paar Anregungen und wenn Ihr Fragen haben solltet, dann immer los.
Viele Grüße
Steff^^

Hallo Steff,

ich fotografiere jetzt schon seit einigen Monaten mit dieser von dir beschriebenen Methode. Ich hab keine Spiegelreflex, sondern ne normale Didikam der gehobeneren Klasse.
Das, von mir benutzte Objektiv, hat 55mm Brennweite. Dieses halte ich umgekehrt vor meine Digikam. Damit kann man super Bilder im Microbereich machen. Ich muß mir nur noch ein Stativ bauen, da es so "frei Hand" schon ne wacklige Sache ist.
Der Schärfentiefe Bereich liegt aber leider auch nur bei 2-4 mm.

Beispielbilder sind Folgende:

g4193p15360-Creatonotos-omanirana.html
g2756p15343-Arctia-konewkaii.html
https://files.homepagemodules.de/b560348/f46t1652p7837n2.jpg

Ich hatte die Idee mal durch Zufall bekommen, als ich das alte Objektiv liegen sah. Es ist ein ganz normales Objektiv einer echt schon sehr alten, analogen Spiegelreflexkamera.

Aber Leute, eines ist Gewiss, für diese Art der Fotografie braucht man ne Menge Geduld und ruhige Hände, dafür wird man mit tollen Aufnahmen belohnt, wenn man auch 50 Bilder oder so löschen kann.

LG Heiko

Moin Heiko,
wir hatten da zwar mal drüber gesprochen, aber ich hatte das ganz vergessen, dass Du diese Technik noch verwendest. Deine Bilder sind klasse!
Vielleicht ein Hinweis: Deine Methode Hat den Vorteil, dass die Kamera sowohl die Blende als auch die Belichtungszeit über das eingebaute Objektiv messen und steuern kann. Man muss sich halt ggf. ne Halterung basteln. Für Leute mit einer DSLR gibts den sog. Umkehrring, der lässt sich in das Filtergewinde schrauben und stellt andererseits ein weiteres Filtergewinde bereit. Somit kann man zwei Objektive so koppeln wie Du es tust.
Und wen wunderts: Na klar hab ich so einen Umkehrring :-) Das sollte aber ein eigener Beitrag werden, den ich evtl. nächste Woche poste.
Schönes Wochenende und Griaß Eich,
Steff^^

Hallo zusammen,
da das Thema ja gelegentlich angefragt wird, habe ich nun mal einen kleinen Bericht dazu verfasst.
Viel Spaß beim Lesen und viel Erfolg beim austesten :-)
Gruß
Steffen

P.S.: Der Bericht ist das pdf im Anhang (Dateianlage)

Hallo zusammen,
wie einige von Euch wissen, versuche ich immer wieder gute Bilder von Schmetterlingseiern anzufertigen. Die Schwierigkeiten sind klar, man benötigt eine hohe Vergrößerung (einen hohen Abbildungsmaßstab) und dabei wird die Schärfentiefe winzig (physikalisch - hat nix mit dem Gerät zu tun) und ebenso kommt die Beugungsunschärfe massiv rein (da man abblenden muss, wenn man nicht in die wahnsinnige Welt des Focus-Stackings wandern möchte - auch Physik). Ich nutze eine Selbstbau-Optik mit einem Retro-Weitwinkel und einer Auszugsverlängerung. Dies habe ich hier auch mal ausführlich beschrieben:

Objektiv in Retrostellung - Abbildungsmaßstab 4:1 bei DSLR

Nun habe ich für einen Freund (Manfred Dirr) auch so ein Objektiv gebastelt und möchte es Euch vorstellen. Was habe ich eingekauft? Erst mal ein Bild (mit dem Handy gemacht, ist bei meinem Handy daher auch nicht gut...):


Gekauft habe ich ein Tonika 28mm analoges Weitwinkel, zu haben bei Ebay-Kleinanzeigen für 25 Euro + 5 Euro Versand (links). Dazu "kaufte ich neu in Amazonien (ein Land im Internet...)" den Retroadapter (Mitte) und Zwischenringe (rechts). Summe für alle Komponenten (neu wie alt) inklusive Versand war 73 Euro.

Nun setzen wir das zusammen:


Vergleich zu meiner Optik mit einem ganz billigen uralten Quelle-Objektiv:

Oben das für Manfred, unten meines.

Dann der Aufbau für die Testfotos. Die Kamera ist handgehalten (Objektiv am Tisch aber aufliegend), als Lichtquelle zum fokussieren nehme ich eine gute Taschenlampe von links, für das Licht am Bild sorgt der entfesselte Blitz rechts:

Man sieht vor dem Objektiv ein Oleanderblatt mit 3 kleinen "Punkten", das sind Eier von Olivenebula xanthochloris (siehe auch hier: http://www.lepiforum.de/lepiwiki.pl?Oliv...a_Xanthochloris)

Nachfolgend je zwei Bilder der Eier, einmal wie aus der Kamera in RAW kommend, einmal etwas zugeschnitten und bearbeitet. Zunächst mein "Objektivkonstrukt" (Bilder bitte anklicken für ein unverfälschtes Vollbild!):


Vollbild, unbearbeitet.


Ausschnitt, bearbeitet.

Und nun vom "neuen Geräääääät" (für Manfred):


Vollbild, unbearbeitet.


Ausschnitt, bearbeitet.

Ich muss sagen, beide Bilder sind aus der Hand geschossen, daher ist der Vergleich unfair. Dennoch sehe ich, dass auch die zweite Version super scharf ist - vielleicht sogar etwas besser als meine. Etwas mehr oder weniger Helligkeit hängt nur mit der Haltung der Kamera zusammen.

Übrigens sieht man, dass sich die Raupen in den Eiern offenbar entwickeln, das ist eigentlich das wichtigste, denn diese Art vom Ei zum Falter zu bringen wäre ein kleiner Traum für mich - der sehr schwer werden dürfte, denn man findet nahezu null Informationen zu dieser Art (siehe erneut: http://www.lepiforum.de/lepiwiki.pl?Oliv...a_Xanthochloris). Mal sehen was geht - und alles, was geht, halte ich mit einem Selbstbau-Lupenobjektiv gerne fest :-)

Viele Grüße
Steffen


P.S.: Es gibt viele Möglichkeiten, Abbildungsmaßstäbe höher als 1:1 (Makroobjektiv) zu realisieren. Alle, die gute Ergebnisse bringen, sind gleich geeignet. Wer mit einer DSLR oder einer Kamera mit Wechselobjektiv fotografiert, findet hier einige Hinweise:

Objektiv in Retrostellung - Abbildungsmaßstab 4:1 bei DSLR