Zuchtbericht von Catocala promissa (Kleines Eichenkarmin)
Im Dezember 2011 erhielt ich ca. 40 Eier von Catocala promissa. Ich bekam die Eier von einem Züchter, sie stammen von einem Freilandweibchen aus Südfrankreich. Die Eier überwinterte ich bis Mitte Januar im Freien, ab dann gab ich sie in den Kühlschrank. Die Eier lagerte ich in einer kleinen Kunststoffdose auf Küchenpapier.
Am 19.04.2012 nahm ich die Eier aus dem Kühlschrank, weil die Eichen begannen auszutreiben. Am 23.04 und 24.04. schlüpften dann die Räupchen aus. Sie bekamen die kleinen, ganz weichen Triebe der Eichen und wurden 2 Tage dunkel gestellt. Sie begannen ohne Probleme zu fressen. Die Räupchen sind braun, lang und sehr dünn. Sie sind recht nervös und zappelig. Zur Ruhe schmiegen sie sich an die kleinen Zweige. Ich hielt sie in einer Plastikdose mit perforiertem Deckel. Man sollte nicht zu viele Raupen in einem Behälter halten, da sie sich, durch ihre Hektik, gegenseitig stören. Die Raupen bewegen sich spannend, da die ersten Bauchfußpaare fehlen.
Vom 25.04. bis 27.04. häuteten sich die Raupen zu L2. Die Färbung ist immer noch bräunlich und man kann die typische Catocala Form schon erkennen. Immer noch sind die Raupen nervös, aber nicht mehr ganz so schlimm wie in L1. Sie bekommen immer noch die feinen, weichen Triebe und fressen sehr gut. Wie schon in L1 schmiegen sich die Raupen an die Zweige.
Ab dem 27.04. gingen die ersten Tiere in L3. Die Wachstumsphasen der einzelnen Raupen zieht sich jetzt in die Länge, so daß zwei verschiedene Entwicklungstadien nebeneinander vorkommen. Die Färbung geht jetzt in grau über und am zweiten Bauchfußpaar ist jetzt ein dunkler Sattelfleck zu erkennen. Ab jetzt sollten dem Behälter Zweige und kleine Äste beigefügt werden, die mit Flechten bewachsen sind. Die Tiere schmiegen sich an diese und werden dadurch praktisch unsichbar.
Nach zwei Tagen, also am 29.04. waren schon einzelne Raupen in L4. Im vorderen Drittel ist jetzt ein weißlicher Sattelfleck zu sehen. Man muß beim Futterwechsel schon genau schauen, da man sie durch die perfekte Tarnung leicht übersieht. Allerdings reagieren die Raupen auf Berührung, indem sie mit dem vorderen Körper um sich schlagen und sind spätestens dann zu erkennen. Jetzt fressen sie schon die etwas festeren Blätter, bevorzugen aber immer noch die kleinen, weichen Blättchen.
Ab 02.05. gingen die Raupen dann teilweise in die letzte Haut. Einzelne Nachzügler waren zu dieser Zeit erst Ende L3. Die verkümmerten Bauchfüße sind jetzt zwar immer noch sehr klein, aber einsetzbar. Am Übergang vom Bauch zur Seite haben sie jetzt kleine Borsten, die die Raupe mit dem Ast verschmelzen lassen. In der Natur kann man die Tiere nicht mehr sehen, selbst wenn man direkt davor steht. Fraßen die Tiere in den vorherigen Häuten nur nachts, so fressen sie jetzt den ganzen Tag und die Nacht durch. Immer mit ein paar Stunden Ruhepause dazwischen.
Nach ein paar Tagen, in denen die Raupen sehr gut gefressen haben, entdeckte ich die ersten Kokons, am 07.05. Manche wurden zwischen Blättern gesponnen andere Raupen sponnen sich im Küchenpapier ein. Der Kokon ist locker gesponnen. Am 09.05. waren die ersten Puppen zu sehen. Sie sind, wie bei Catocala üblich, blau angelaufen und recht beweglich.
Nach vierwöchiger Puppenruhe schlüpften am 04.06. die ersten Falter. Sie haben eine wunderschöne Zeichnung auf den Vorderflügeln und prächtig rote Hinterflügel. Die Weibchen (rechtes Bild) sind heller und haben teils leichte Brauntöne, die Männchen (linkes Bild) sind dunkler und halten sich in grau-schwarzer Farbe.
Ich hielt zwei Männchen mit einem Weibchen im Flugkäfig. Die Tiere wurden mit Banane, die angedrückt und braun war gefüttert. Nach vier Tagen begann das Weibchen mit der Eiablage. Die Eier wurden durch das feine Gaze gedrückt, mit Hilfe der Legeröhre des Weibchens. Von ca. 20 gefundenen Eiern sind 8 befruchtet, die ich wiederum im Kühlschrank überwintern werde. Eine Kopula konnte ich nicht beobachten.
Allgemeines zur Zucht: Die Zucht an sich ist nicht sehr schwer, wenn bestimmte Dinge beachtet werden. In den ersten zwei Häuten sind die Tiere empfindlich und zerbrechlich, sollten also mit größter Vorsicht behandelt werden. Zudem sind sie schnell und nervös und schwer zu finden. Ab L3 gibt es eigentlich keine Probleme mehr, abgesehen von der wirklich perfekten Tarnung, durch die man die Tiere leicht übersehen kann. Das Futter sollte nicht gewässert werden, da die Tiere sonst leicht Durchfall bekommen und dann sehr schnell eingehen. Ich hielt sie durchgehend in Plastikbehältern mit, in L1-L3, perforiertem Deckel und ab L4 mit Gazedeckel, den ich teilweise mit Folie zudeckte. Zweige und Äste sind sehr wichtig, da sich die Raupen immer daran anschmiegen wollen. Die Zucht erfolgte im Zimmer, bei Tagtemperaturen von ca. 21°-23°C und Nachttemperaturen von ca. 19°-20°C. Die Puppen können aus den Kokons herausgenommen werden.