Ein kurzer Beitrag -rein zur Anregung der Diskussion- zum Themenkomplex "Mahd, Beweidung, nichts tun".
Zum Hintergrund: Seit etwa 10 Jahren betreue ich im TMD (Tagfalter-Monitoring-Deutschland) eine festgelegte Strecke auf einem Kalkmagerhang in der südl. Frankenalb bei ING. Der Hang befindet sich nördlich von ING am Rand eines Truppenübungsplatzes. An Pflanzen findet man Knabenkraut, Silberdisteln, Enzian, vor allem Wiesensalbei, Flockenblumen, Horn-/Hufeisenklee, Wolfsmilch, Margeriten, Thymian, Hauhechel, Johanniskraut, Sonnenröschen, Dost, usw. An Tagfaltern findet man die dort typischen Arten - und in den meisten Jahren sind sie zahlreich vertreten. Je nach Jahr wächst die Vegetation jedoch sehr unterschiedlich. Im letzten Jahr (2023) hatten wir ein sehr regenreiches und kühles Frühjahr. Die Gräser sind enorm schnell gewachsen und erreichten zum Teil bereits 1.5 Meter Höhe. Zu viel für einen trockenen Hang, denn das Mikroklima wird zu feucht und die Falter finden keine geeigneten Eiablage-Orte. Danach war es gut 2 Wochen zu warm und zu trocken. Die Anzahl an Tagfaltern lag bei etwa 15-20 % im Vergleich zum Mittel der letzten 9 Jahren dort. Bei Nachtfaltern ist die Bilanz noch etwas schlechter, es sind nur etwa 10-15%. Ausnahmen waren die Orthosien für wenige Tage. Was könnten die Gründe sein? Der letzte Sommer (2022) war sehr trocken, der Hang glich einer Wüste – bis der große Regen kam, dann wurde es zwar wieder wunderbar grün, aber 6 Wochen Dürre ist für Raupen keine Lebensgrundlage. Das Frühjahr war zu kalt und dauerhaft zu nass. Nun kommen wir zum Hauptthema: Habitat-Pflege. Ein sehr umstrittenes Thema. Sicher ist eines: Das Habitat benötigt ein hohes Angebot an blühenden Kräutern, an warmen bodenoffenen Stellen, an saftigen, nicht zu harten und trockenen Gräsern. Dazu kommt der Mischwald.
Anbei nun drei Bilder, die folgendes aufzeigen: Die Wiese am Hang muss gepflegt werden, denn ansonsten „vergrast“ sie. Es blüht zwar viel, aber die Standorte sind nicht offen genug für die Reproduktion vieler Tagfalter:

Bild 1 zeigt einen Teil des Hanges am 5. Juni 2023 - dieser Teil wurde sich selbst überlassen.



Bild 2 zeigt einen Teil des Hanges am 5. Juni 2023 - dieser Teil wurde durch Schaf Auf- und Abtrieb beweidet.



Bild 3 zeigt Teile des Hangs am 5. Juni 2023 - dieser Teil wurde gemäht.


Für sich gesehen sieht die Blumenwiese am besten aus, allerdings hat sie sich nicht so entwickelt, wie man es denkt. Das Mikroklima war offenbar völlig ungeeignet, den meisten Arten einen Lebensraum zu geben. Nichts tun ist also sicher nicht immer die beste Lösung.
Die Schafbeweidung hat den Bereich für lange Zeit komplett aus dem Kreislauf genommen. Die harten festgetrampelten Grasreste verhindern das Aufkommen der wertigen Kräuter.
Am besten hat sich die Stelle mit der Mahd entwickelt.

Nun ist 2024 und was beobachte ich? Praktisch eine Wiederholung des letzten Jahres. Auf Twitter gibt es längere Diskussionen, dass große Schafherden alles nur kein Segen für Trockenhänge sind. Sehr viel nachhaltiger scheinen Rinder und Pferde in der Beweidung zu sein.

Was sind denn Eure Erfahrungen in diesem sehr schwierigen Thema?
Grüße
Steffen